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Alltägliches Leben der Khmer

36 h Khmer-Erlebnis in Battambang

Battambang ist kein verbreitetes kambodschanisches Reiseziel. Wir sind hier jedoch nähr an das alltägliche Leben der Khmer heran gekommen, als an irgendeinem anderen Ort während unserer Reise.

Siem Reap nach Battambang

Von Siem Reap fahren verschiedene Busunternehmen nach Battambang. Wir haben je ein USD 10 Ticket für die Fahrt gekauft, die vier Stunden dauern soll. Wir werden vom Pick Up kurz vor 10.00 Uhr am 27. Feb. 2016 abgeholt. Nach etlichen Stops ist der Van voll und wir steigen auf einen Bus um, wo unsere Platznummern wertlos sind. Kurze Zeit später ist dieser Bus übervoll. Es wird unruhiger. Eine Dreiviertelstunde ist seit offizieller Abfahrt 10.30 Uhr vergangen, wir sind noch in Siem Reap. Nun auf einem Busbahnhof. Noch ein Umstieg (zum Glück!) in einen richtigen, etwas in die Jahre gekommenen, Reisebus.

Die Fahrt ist rasanter als wir es von Deutschland kennen, aber nicht kritisch. Wir haben einmal Rast gemacht. Wir essen nichts. Ankunft in Battambang ist gegen 15.30 Uhr, eine knappe Stunde später als angesagt.

Unterkunft

Ein Tuk Tuk bringt uns zum Hotel, welches wir vorher auf Booking gebucht hatten: Vimean Sovannaphoum Resort. Die Lage ist klasse, die Zimmer schön und der (verblüffend tiefe) Pool ist von einem wirklich schönen Garten umgeben. Klare Empfehlung! Wir erlauben uns einen Hüpfer in den Pool, da die Busklima die letzte Zeit ausgefallen war.

Kochkurs

Dann sputen wir uns aber: 15.30 Uhr hätte unser Kochkurs bei Nary’s Kitchen begonnen. Wir werden 16.15 Uhr abgeholt und bekommen von Narys Tuk Tuk Fahrer eine verkürzte Tour über den Markt.

Übrigens, woher kommt Kokosmilch? Ich dachte immer: Klar, das ist die Flüssigkeit der Kokosnuss. Weit gefehlt: sie wird aus dem Kokosfleisch gewonnen. Übrig bleiben dann Kokosraspeln. Den Prozess sehen wir auch live auf dem Markt.

Dann bringt uns der Fahrer zum Restaurant, in dessen Küche wird schon fleißig gemörsert; von zwei deutschen Backpackerinnen, einem Schweizer Pärchen und einer lustigen australischen Familie. Wir holen schnell auf: schnippeln und mörsern, hacken und rollen, kneten und rühren. Am Ende haben wir: Khmer Amok mit Fisch (ein Nationalgericht) für das wir selbst Curry Paste gemörsert haben, gebratenen Tofu (wir wollten kein Rind) und vegetarische Frühlingsrollen. Alles selbst gemacht:

Es schmeckt sehr lecker; ein kleines Kochheft mit den Rezepten bekommen wir auch mit. Das Rezept poste ich hier, sobald Julia und ich das zuhause nachgekocht haben. Das Essen mit den anderen ist angenehm gesellig. So ein Kochkurs würden wir auf jeden Fall weiter empfehlen: man kombiniert Abendessen mit Nachmittagsprogramm und lernt Leute kennen, die mit ein bisschen Glück Reisetipps haben. (So wie die Schweizer für uns - mehr dazu dann aber von Can Tho aus.)

Tagestour

Der nächste morgen, 28. Feb. 2016, beginnt gemütlich beim Frühstück. Um 9.00 Uhr holt uns unser Tagestourguide und Tuk Tuk Fahrer Olha ab. Wir zahlen USD 10 pro Person. Solche Touren bieten die meisten, wenn nicht alle, Tuk Tuk Fahrer an. (Beim Frühstück versucht einer uns dafür zu gewinnen und der Kollege, der uns gestern zum Hotel gefahren hat, hatte auch gefragt.) Aber das Internet hält so viele Infos bereit, dass wir auch Olha vorab gebucht haben, da wir uns seines Englischs sicher sein wollten. Denn ohne Erklärungen sind solche Touren nur halb so spannend.

Reispapier

Wir fahren als erstes zu einer Familie, die sich auf die Reispapierherstellung spezialisiert hat. Dieses Papier, aus Reismehl, ist Grundlage für Frühlingsrollen. Das Reismehl wird hierzu mit Wasser vermengt und auf ein Stofftuch dünn aufgetragen, unter dem ein Feuer glimmt.

Nach wenigen Sekunden wurde aus einer pampigen Flüssigkeit ein kleiner Crêpe. Dieser wird auf ein Gitter gelegt, damit er sonnengetrocknet werden kann.

Olha erzählt auch noch, dass die Gitter des Vortags an Morgen noch einmal raus gelegt werden, um mit Hilfe des Taus die Papiere etwas geschmeidiger zu machen. Dadurch werden auch kleine Löcher geschlossen und das Papier strapazierfähiger. Auf diese Weise stellt die Familie bis zu 4000 Reispapiere täglich her.

Fischpastenmanufraktur

Weiter geht es in eine Halle, deren Geruch es unnötig macht zu raten, wo man sich befindet: hier wird Fisch verarbeitet. Olha erklärt den Prozess: Die Fische des Flusses werden ausgenommen und getrocknet. Dann werden sie in eine Salzlake eingelegt. Wenn sich das Salz oben sammelt ist der Prozess abgeschlossen. Für den Markt wird daraus dann Paste hergestellt, von der Olhas Mutter nie mehr kauft, als für die nächsten zwei Tage nötig: zu stark ist der Geruch sonst in der Küche.

Bambussnack

Beim nächsten Stopp geht es auch um essen: Klebriger Reis aus Bambusrohren. Diese werden häufig an der Straße als Snack verkauft. Im Reis sind auch (schwarze) Sojabohnen. Er schmeckt mir sehr gut, er ist leicht süßlich. Deshalb ist es nicht so ganz Julias Fall.

Fischerdorf

Auf unserer Route passieren wir einige schöne Buddhistische Tempel, die wir besuchen. Am Sangker, der durch Battambang fließt, passieren wir ein muslimisches Dorf, dessen Einwohner sich auf das Fischen spezialisiert haben. (Foto: am Anfang des Artikels)

Bambuszug

Unser nächst größerer Stopp ist dann der Bambuszug. Beim Kochen fasste die eine Backpackerin den Besuch hier wie folgt zusammen: wenn Geld oder Zeit knapp sind, kann man sich den Zug sparen. Es ist ganz witzig zu sehen, wie die “Züge” abgebaut werden, wenn sich zwei entgegenkommende auf dem einen Gleis treffen.

Auch die Geschwindigkeit des Zugs ist verblüffend, bzw. man nimmt sie ganz besonders wahr. Man sitzt hier wie auf einem fliegenden Teppich. Er wurde übrigens zu Kolonialzeiten von den Franzosen gebaut. Heute wird er nur für Touristen betrieben, weshalb ich der Backpackerin zustimme, kann man machen - muss man aber nicht.

Phnom Banan

Als letztes besuchen wir eine der größten Sehenswürdigkeiten der Umgebung: Phnom Banan. Ein Wat, viel kleiner als die in Angkor, in wunderschöner Lage. Auf dem Weg hier her passieren wir viele kleine Dörfer und bekommen dadurch einen recht guten Eindruck vom Leben außerhalb der großen Städte Kambotschas. Zum Tempel führen 358 Stufen, von hier hat man eine super Sicht über das Umland. Bei unfassbarer Hitze halten wir es hier aber nicht lange aus.

Mittag am See

Mittag gibt es dann wohl das traditionellste, welches wir auf unserer Reise bekommen sollen: kleine Hütten an einen seerosenübersähten See gebaut. In der Mittre ein Familienrestaurant. Neben uns eine 15-köpfige Familie mit Oma, Kleinkind und allen Altersklassen dazwischen. Die Hütten haben in den Ecken je eine Hängematte, sonst keine Stühle. Wir Trinken bis das Essen kommt in der Hängematte und genießen den Blick auf den See, gegessen wird auf dem Boden. Die Karte hat keine USD-Preise ausgewiesen und Olha musste für die Kellnerin dolmetschen, bis wir sicher waren dass wir etwas vegetarisches bekommen würden. Fotos haben wir leider keine, nur die Wegbeschreibung: vom Parkplatz kommend, vorm Tempelticketschalter (übrigens USD 2), rechts runter und dann rechts halten. Man sieht es gleich. Das heißt: alle Essenstände und Restaurants hinter dem Ticketschalter getrost am Wegesrand liegen lassen.

Rückweg

Auf dem Weg vom Tempel nach Battambang fahren wir nicht mehr über Land und kommen so schneller an. Wir schauen uns noch ein Weingut an. Wohl das einzige bisher in Kambotscha. Nach kurzer Verkostung sind Julia und ich uns einig: USD 15 ist die Flasche nicht wert. (Wein ist hier im Allgemeinen teurer als bei uns, aber nicht so teuer.) In Battambang passieren wir das Haus des Gouverneurs. Einen der wenigen (französischen) Kolonialbauten, den die Khmer Rhouge nicht zerstört haben.

Am Ende der Tour zeigt uns Olha noch den Tempel der weißen Elefanten. Der Name rührt von den beiden (jetzt kommt die Überraschung) weißen Elefanten am Eingang. Uns hat jedoch diese Skulptur etwas mehr fasziniert: sie zeigt was bei schlechtem Karma passiert.

Am nächsten Tag werden wir nach Phnom Penh aufbrechen, Kambodschas belebter Hauptstadt.


Martin 06.03.2016 12.12.2018 reise sudostasien2016

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